Seit vielen Jahren schon kämpft Deutschland gegen Online Casinos – zumindest die meisten Bundesländer, denn Schleswig-Holstein fokussiert sich nach wie vor auf den Alleingang. Wie nun inoffiziell veröffentlichte Dokumente verdeutlicht haben, könnte es bald schon problematisch für die Casinos werden, die im Rest des Landes agieren. Bisher berufen sich die Unternehmen auf die rechtliche Grauzone und werden durch das EU-Dienstleistungsfreiheitsgesetz gestützt. Wie lange das noch gut geht, diese Frage beschäftigt nun die komplette Branche. Möglicherweise droht den Online Casinos in Deutschland bereits in wenigen Jahren der absolute Kontrollwahn. Schleswig-Holsteins Ministerkonferenz war zunächst ein Lichtblick für die Betreiber, die vor geraumer Zeit offizielle Glücksspiellizenzen erhalten hatten. Diese werden nämlich auch noch bis 2021 ihre Gültigkeit behalten. Wie es danach weitergeht, das steht in den Sternen.
Die gute Nachricht ist, dass es möglicherweise endlich eine bundeseinheitliche Glücksspielregulierung geben wird – und das bereits ab übernächstem Jahr. Der bittere Beigeschmack, der bleibt allerdings. Die Online Casinos, die eine Lizenz halten, stoßen nämlich auf extreme Hürden. Vielen Unternehmen droht hierzulande das Aus, da sie es sicher nur schwer schaffen können, den Vorgaben der Regierung gerecht zu werden. Die Ministerpräsidentenkonferenz letzte Woche, die in Schleswig-Holstein stattfand, freute vor allen Dingen Befürworter namhafter Online Casinos. Sie und nicht zuletzt die Unternehmen selbst können sich in den kommenden Jahren entspannt zurücklehnen und unter strengen Auflagen weiter ihre Spiele im Bundesland anbieten. Inoffiziell wurde in diesem Zusammenhang von der Regulierung im gesamten Land gesprochen, die im besten Fall zeitnah durchgesetzt wird. Ob diese allerdings für alle Konzerne der Branche gut ausgeht, das wagen Experten zu bezweifeln.
Buchmacher ab 2020 legal in Deutschland
Für Anbieter von Sportwetten wendet sich das Blatt bereits im kommenden Jahr. Bundeseinheitlich hat man sich darauf geeinigt, seriösen Buchmachern nun endlich grünes Licht zu geben. Die FAZ veröffentlichte kürzlich einen Artikel, aus dem hervorgeht, dass Arbeitspapiere vom Chef der Staatskanzleien aufgetaucht seien. Diese wiederum sprechen sich ganz klar gegen die Liberalisierung der Buchmacher aus. Wenn überhaupt eine Erlaubnis erteilt wird, dann braucht es im Land eine eigene Glücksspielbehörde, die die Unternehmen reguliert und streng überwacht – so wie es auf Malta die MGA seit vielen Jahren tut. Die meisten hierzulande aktiven Online Casinos und auch diverse Buchmacher unterliegen bisher der Lizenzregulierung der MGA. Das allein reicht aber nicht, um auch hier in Deutschland aktiv gegen Geldwäsche und andere Formen von Kriminalität vorzugehen. Wenn Online Casinos und Anbieter von Sportwetten hier eine Chance haben sollen, braucht es eine Behörde, die die Lizenzen unter Einhaltung strikter Vorgaben vergibt und prüft, ob sich die Betreiber auch langfristig an die „Spielregeln“ halten.
Experten befürchten übertriebene Überwachung
Es wird derzeit spekuliert, dass Online Casinos hierzulande schon bald die Totalüberwachung drohen könnte. Natürlich wäre dies nicht gerade die ultimative Lösung, denn die Auflagen für die Unternehmen sind ohnehin extrem streng. Wie genau sie am Ende aussehen, das wird sich frühestens 2021 zeigen – vorausgesetzt, Deutschland schafft tatsächlich den Durchbruch und bringt es fertig, endlich über den eigenen Schatten zu bringen. Nachvollziehbar ist die Aussage schon, dass es Kontrollen braucht. Eine eigene Regulierungsbehörde auf die Beine zu stellen, das wird aber sicher viel Zeit in Anspruch nehmen. Welche Kriterien die Online Casinos im Detail erfüllen müssen, das ist noch nicht zu 100% klar. Aktuell ist von klaren Einzahlungsgrenzen die Rede. Maximal dürften Spieler dann unter Umständen nur 1.000 Euro ins Online Casino investieren. Bestimmte Zahlungsmethoden könnten ebenfalls für deutsche Kunden gesperrt werden, um dem Problem der Geldwäsche vorzubeugen. Am Ende sind so viele weitere Punkte zu bedenken, dass man schon heute ahnen kann: Bis 2021 wird es dem Land nur schwer gelingen, die erhoffte gerade Linie ins Thema Glücksspiel online zu kriegen. Bisher sind die Bundesländer an eben diesen Punkten gescheitert und haben sich lieber gegen Online Casinos ausgesprochen, anstatt eine Lösung auf die Beine zu stellen. Man darf also gespannt sein, ob und welche Unternehmen ab 2021 offiziell erlaubt sind.
Nur wenige Optionen denkbar
Allzu viele Möglichkeiten hat Deutschland nicht, mit der Liberalisierung von Online Casinos zu beginnen. Der erste gangbare Weg wäre eine bundeseinheitliche Regulierung. Demnach müsste aber der vorgegebene Bericht komplett umgesetzt werden – und das in jedem noch so kleinen Detail. Eine gemeinsame Lösung ist theoretisch auch ohne die Einhaltung der Empfehlungen möglich. In diesem Fall müssten sich die Länder an einen Tisch setzen und zusammen eigenständige Regulierungsansätze finden, die dann in der Summe zu einer klaren Lizenzvergabe führen würden. Derzeit wird aber noch eine weitere Methode spekuliert – und zwar die, die Schleswig-Holstein schon seit Jahren vorlebt. Der Alleingang jedes einzelnen Bundeslandes ist nicht nur denkbar, sondern wird vermutlich auch genau das sein, was wir ab 2021 in Deutschland erleben. Ob es dann allerdings eine bundeseinheitliche Sperrdatei für pathologische Casinokunden gibt, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt schwer sagen. Dabei wäre gerade der Spielerschutz am wichtigsten – mal ganz unabhängig davon, welchen Casinos am Ende Lizenzen erteilt werden und wie hoch die Einzahlungslimits pro Spieler ausfallen.